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44 AVENUE DU MAINE
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1
Welch böser Vorfall hat mich geschickt
zu diesem blinden zugedeckten Hof?
Der Tag ist zweimal so kurz
und es gibt keinen einzigen Baum.
Wie eine erloschene Feuerstätte
qualmt der Bahnhof in der Nähe
und blickt, ohne etwas zu sehen,
ganze Tage mein Fenster an.
Es pfeifen und fahren Züge ab,
ununterbrochen klingen die Gleise
wie Saiten - als wäre ich
seit Monaten unterwegs.
2
Immer dieser Hof und acht Reihen
Fenster an den drei Seiten
und nie wirst du in ihnen
Kinder oder Frauen erblicken.
Doch heute fiel die Finsternis früh
und es fing plötzlich an zu nieseln
und jemand trat ein und verweilte inmitten des Hofs
mit einer Geige und einem Regenmantel.
Und es breitete sich ein antikes Lied aus,
eintönig wie Regen
trug es sich zu den Dächern fort
und versiegte auf einmal.
Er hörte auf. An allen Fenstern
standen weinende Frauen
und auf die Fliesen des Hofs
regnete es Worte und Geld:
- Du, wer immer du auch bist, Obdachloser
oder erblindeter Jüngling,
warum bist du gekommen, um uns zu erinnern
an unseren grausamen Anteil?
Wir schweigen und arbeiten Tag und Nacht
und warten auf hellere Tage,
doch die Tage vergehen und wir,
wann werden wir anfangen zu leben?
1928
© Atanas Daltschew
© Melanie Gruber, Übertragen ins Deutsche
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© E-magazine LiterNet, 20.08.2020, № 8 (249)
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