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IRGENDWANN, EGAL WANN

Lucy Moschen

web

Eine meiner ersten Erinnerungen ist das Wohnzimmer von Oma und Opa. Hinter dem Fenster ist Winter. Die Äste sind schwarz und frostbedeckt. Ich bin wach, aber ich bleibe liegen, zusammengekauert neben Mama auf dem Sofa. Ich bin etwa zwei Jahre alt. Nicht älter. Es ist sehr still. Die Wolldecke ist rot, kariert und sticht. Ich betrachte eine Ecke davon und zeichne mit der Fingerspitze undefinierbare Figuren. Auf einmal plumps’ ich auf den Boden mitsamt der Decke. Es ist schwer, mich aus dem Griff der stechenden Karos zu befreien, aber ich schaffe es. Ich hocke mich unter den Tisch und bleibe eine Zeit lang dort. Das ist mein Lieblingsplatz. Ich finde dort einen dahergekullerten Bildwürfel und betrachte ihn von allen Seiten. Mit meinem Opa setzen wir manchmal kleine Bilder zusammen. Am meisten liebe ich die Entlein und das Häuschen mit den Blumen und auch Schneewittchen... den Tannenbaum liebe ich auch...

Es ist schon ganz finster. Hinter dem Fenster hören die Bäume auf, zu existieren. Ich habe keine Angst. Ich weiß noch nicht, dass ich mich im Dunkeln fürchten muss.

Ich gehe zu Mama und will sie wecken, aber sie schläft weiter. Ich versuche auf das Sofa zu klettern. Einmal, zweimal, viele Male...Ich schaffe es nicht. Versuche erneut, sie zu wecken. Ziehe an ihrer Hand. Schreie... Versuche erneut aufs Sofa zu kommen... Ich werde unruhig.

Ich nehme mein kleines Stühlchen. Veronika fällt auf den Boden. Ich schaue zu ihr. Sie liegt auf dem Teppich mit geschlossenen Augen. Ich stelle das Stühlchen ab, hebe sie auf und lege sie auf Opas Sessel. Sie schaut mich an und ich weiß, dass sie mir nicht mehr böse ist. Es fehlen ihr ein Schuh und eine Socke.

Ich schleife das Stühlchen dicht an das Sofa heran und steige darauf. Es wackelt. Ich neige mich nach vorn und berühre Mamas Gesicht. Sie will nicht aufwachen. Ich wanke hin und her, schaffe es aber trotzdem, mich auf das Sofa zu schwingen. Sehr leise sage ich „M-a-m-i".

Rundherum ist es sehr dunkel, vielleicht flüstere ich deswegen. Sie hört mich nicht. Ich berühre erneut ihr Gesicht... Und dann packt mich die Angst. Sie überwältigt mich und zwingt mich in die Knie. Ich spüre, dass etwas Schlimmes passiert ist. Die Tränen rollen von alleine aus meinen Augen. Ich will schreien, kann aber nicht. Ich kann mich gar nicht rühren. Die panische Angst hält mich in ihrem festen Griff. Sie bringt mich durcheinander. Ich weiß immer noch nicht, dass es Wunder gibt und glaube dementsprechend nicht an sie... Noch glaube ich an gar nichts. Ich hocke neben Mama und weine leise. Sie hat Haare und Augen wie Veronika. Sie ist aber schöner... Meine Mama...

Etwas geschieht mit mir. Ich friere und jemand klopft in meinen Ohren. Ich drücke meine Wange an Mamas Gesicht und fühle mich besser. Ich will so bleiben, bis ich auch sterbe. Ich schließe die Augen... Meine Lippen sind ganz salzig. Ich gehe noch einmal mit der Zunge drüber. Ja, sie sind salzig. Ich stecke den Finger in mein Ohr, das Klopfen hört aber nicht auf. Vielleicht beginne ich zu sterben...

„Was ist? Warum weinst du?"

Mama streichelt meine Haare, ich bin glücklich und gleichzeitig sehr verängstigt. Sie steht auf und macht das Licht an. Dann setzt sie sich wieder zu mir und berührt mit den Lippen meine Stirn.

„Du hast ja Fieber. Wie lange ist dir schon schlecht? Ich bin so tief eingeschlafen, dass..."

Ich kuschele mich an sie und drücke sie ganz fest... Meine schöne, meine einzige MAMA... Und ich beginne ganz stark an etwas zu glauben.

So stark, dass ich bis heute daran glaube. Und ich weiß ganz genau, dass es eines Tages wieder geschehen wird... jenes Wunder.

Irgendwann... Egal wann. Und alles wird so wie damals...Vor vielen Jahren, am späten Winternachmittag...

 

 

© Lucy Moschen
© Aneta Evtimov, Übersetzung
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© E-magazine LiterNet, 15.06.2006, № 6 (79)